Schöne Scham von Bianca Nawrath

 Titel: *Schöne Scham
Autorin: Bianca Nawrath
Preis: 24,00€
Seiten: 224
 


Inhalt

  Zwei befreundete Paare fahren für ein gemeinsames Wochenende an die Ostsee, und zum ersten Mal ist auch Ola dabei. Ola ist Single, liebt Frauen und Männer und hat eine Biografie von Hildegard von Bingen im Gepäck. Für Amalias Freund Christian ist Ola mit ihren feministischen Bemerkungen eine einzige Katastrophe. Schon der erste Abend droht über der Frage, wem es gelingt, den Grill anzuzünden, und einem Gespräch über weibliche Selbstbefriedigung zum Fiasko zu werden. Das zweite Paar, Kata und Lenny, ist zunehmend irritiert von Christians Verhalten, aber weitgehend mit ihren eigenen unterdrückten Streitereien beschäftigt. Spätestens als Amalia und Ola plötzlich unauffindbar sind, eskaliert die Situation.

Meinung

*Schöne Scham von Bianaca Nawrath ist am 11.09.2025 bei der *Frankfurter Verlagsanstalt erschienen. 

In *Schöne Scham schafft Bianca Nawrath einen sehr besonderen Roman, denn was als Kurztrip unter Freunden beginnt, entwickelt sich zu etwas ganz anderem und stellt alles auf den Kopf, was sowohl die Figuren, aber auch als man selbst erwartet hat. Wir begleiten also Ola, Amalia, Christian, Kata und Lenny auf ihre gemeinsame Reise und dabei kommen so einige Dinge ans Licht, die die Freundschaft zwischen ihnen mehr als die Probe stellt. Denn verhandelt wird in diesem Roman das Thema einer toxischen Beziehung, wie auch die Ohnmacht von Betroffenen und Mitwissenden. Im weiteren Verlauf meiner Rezension wird es einige Spoiler geben, falls ihr das Buch also ohne Vorwissen zu den Geschehnissen lesen wollt, solltet ihr hier stoppen. Denn während man anfangs noch das Gefühl hat, dass alles in Ordnung ist, lässt Ola einen immer wieder daran zweifeln, denn ihre klugen Fragen und Ansichten, sorgen dafür, dass Christian eine Seite von sich zeigt, die man vielleicht lieber nicht kennengelernt hätte, die aber auch offenbart, dass es zwischen ihm und Amalia nicht alles so rosig ist, wie sie es alle glauben lassen wollen. Im Gegenteil, es zeigen sich zunehmend Abgründe, die bei Ola alle Alarmglocken klingen lassen! Diese Situation hatte für mich etwas sehr Bezeichnendes, denn Ola hat Christian und Amalia gerade erst kennengelernt, durchschaut aber sofort, was hier eigentlich läuft. Und Lenny und Kata, die jahrelang mit den beiden befreundet sind, sehen es nicht, wollen es vielleicht nicht sehen und versperren sich wenn auch unbewusst vor der Realität. Genau dieses Konstrukt fand ich sehr spannend, denn es wirft die Frage in den Raum, wie genau schauen wir bei den Menschen, die uns am nächsten stehen eigentlich wirklich hin? Was übersehen wir vielleicht, weil wir doch denken, den Menschen zu kennen und ist es wirklich unumgänglich, dass eine Situation eskaliert, bis man die Augen nicht länger verschließt? Für mich waren diese Fragen beim Lesen sehr spannende, auf die man auch so leicht keine Antwort finden kann. Und dann ist da natürlich noch Amalia, die sich in einer Situation widerfindet, von der vermutlich jede*r von sich selbst behauptet, dass man dort niemals landet, bis es vielleicht doch tut und es nicht einmal gemerkt hat. Ich fand die Rückblicke von Amalia daher besonders aufschlussreich, da sie mehr als deutlich gemacht haben, dass sehr viel mehr dazugehört und man nicht von Beginn an in einer toxischen Beziehung ist und sich damit irgendwie abfindet, sondern dass sich auch diese über die Zeit entwickelt, es trotz allem immer wieder schöne Momente und vor allem Erinnerungen gibt, an die man sich klammert und schließlich ist da auch die Scham... Die alles überschattet, die einem suggeriert, man ist selbst Schuld, dass man das Verhalten des Partners nicht früher richtig gedeutet hat, es vielleicht auch verdient hat und die einen davon abhält sich anderen anzuvertrauen, aus Angst, dass andere genau das gleiche denken! Ich finde all diese Emotionen hat Bianca Nawrath in ihrem Roman *Schöne Scham ganz großartig eingebunden und ich war beim Lesen selten so von meinen eigenen Gefühlen überrascht, die sich irgendwie nämlich auch nicht richtig entscheiden konnten, was sehr für das Buch spricht! Ihr merkt es also schon, ich bin wirklich begeistert von diesem Roman und habe das Gefühl, dass ich hier wirklich etwas mitnehmen konnte! 

Fazit

Dieses Buch hat mich in vielerlei Hinsicht zum Nachdenken gebracht und ich brauchte tatsächlich auch einige Tage, um meine Gedanken zu dieser Geschichte, die sich so viel weniger nach einer Geschichte als nach etwas, dass ganz genauso einem selbst widerfahren könnte. Und dabei schafft es Bianca Nawrath einen Ton zu treffen, der einem vor Augen führt, wie leicht man doch selbst zu täuschen ist und wie schwer es ist für sich, aber auch für andere einzustehen, auch wenn man etwas ganz anderes von sich selbst denkt. 

Kategorie: Leseempfehlung


Bemerkung

An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei *Frankfurter Verlagsanstalt für das Bereitstellen dieses Rezensionsexemplars bedanken.

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