Vom Mond aus betrachtet, spielt das alles keine Rolle von Anne Freytag

Autorin: Anne Freytag
Verlag: *One
Preis: 19,00€
Seiten: 416
 


Inhalt

Wäre Sallys Leben ein Film, würde sie darin ganz sicher nicht die Hauptrolle spielen. Sie wäre eher der Sidekick - die Tochter, die keine Probleme macht, die Schwester, die Konflikte scheut, die Freundin, die ihre Meinung für sich behält. Sally mag diese Rolle nicht, dennoch füllt sie sie aus. Bis die ein paar Jahre ältere Leni bei ihnen einzieht und das Gefüge durcheinanderbringt. In ihrer Gegenwart fühlt Sally sich zum ersten Mal irgendwie echt. Und ist deswegen mehr hin- und hergerissen denn je. Zwischen dem, was von außen betrachtet richtig zu sein scheint, und dem, was sich in ihrem Inneren gut anfühlt. Ist der Moment gekommen, endlich die Protagonistin ihrer eigenen Geschichte zu werden?

Meinung

*Vom Mond aus betrachtet, spielt das alles keine Rolle von Anne Freytag ist am 29.09.2023 im *One-Verlag erschienen.

Ich war sehr gespannt auf den neuen Jugendroman von Anne Freytag, da mir ihre Bücher bisher immer sehr gefallen haben und ich die vermittelten Themen wahnsinnig wichtig fand. Grundsätzlich gilt das auch für *Vom Mond aus betrachtet, spielt das alles keine Rolle, denn auch hier werden Themen wie Selbstbestimmtheit, Familie und das Erwachsenwerden behandelt, doch irgendwas hat mir dennoch gefehlt und ich habe mich sehr schwergetan, in die Geschichte zu finden. Das lag auch daran, dass ich mit Sally leider anfangs wirklich kaum sympathisieren konnte und sie mir für ihr Alter wirklich sehr naiv und jung vorkam, hätte ich ihr Alter nicht gewusst, hätte ich sie vermutlich eher für 15 als 19 gehalten. Das hat es mir leider nicht ganz leicht gemacht, sie und ihr Verhalten nachzuvollziehen, da sie sich an vielen Stellen in meinen Augen auch ziemlich selbstbezogen verhalten hat, was ich bei einer eigentlich erwachsenen Frau etwas problematisch finde. Leni hingegen hat mir schon viel besser gefallen und ihre POV mochte ich gern, obwohl es mir trotzdem schwerfiel ihre Anziehung zu Sally nachzuvollziehen, da sich die beiden in meinen Augen eigentlich zu keinem Zeitpunkt wirklich gut kennengelernt haben und mir diese doch recht starke Anziehung, die zudem auch ziemlich schnell entstanden ist, relativ oberflächlich erschien. Zumal sich Sally gegenüber Leni auch alles andere als nett verhalten hat, sondern eher sehr neidische Züge gezeigt hat. Sallys Faszination war dann doch schon eher nachvollziehbar, doch auch hier nicht 100% greifbar. Das hat sich zum Glück im weiteren Verlauf der Geschichte etwas gelegt und im letzten Drittel habe ich die beiden zusammen auch etwas mehr gefühlt und fand das Ende sogar ziemlich süß, doch bis dahin war es leider ein recht langer Weg. Und genau das war für mich das Hauptproblem des Buchs, es hat sich wirklich ganz schön gezogen, sodass selbst wichtige Botschaften dadurch etwas an Bedeutung verloren haben, da sie nicht richtig zur Geltung kamen. Ich bin mir nicht ganz sicher, warum es sich beim Lesen für mich so angefühlt hat, glaube jedoch, dass die Corona-Thematik darauf einen recht großen Einfluss hatte. Denn die Geschichte spielt während des Lockdowns, was an sich ein wirklich cooles Thema ist, jedoch den Handlungsspielraum sehr einschränkt und sich im Grunde alles im Haus von Sally abgespielt hat, hier gab es also wenig Raum, um das Tempo anzuziehen oder durch einen Settingwechsel etwas Schwung in die Geschichte zu bringen. Außerdem war die darauf resultierende Isolation ein recht großer Themenkomplex, der an sich auch gut dargestellt war, mit dem ich nur leider nicht so richtig relaten konnte. Hier glaube ich jedoch, dass es definitiv Leser:innen gibt, die genau diese Gefühle nachvollziehen können! An sich fand ich beispielsweise die angesprochene Familiensituation sehr spannend, doch der Fokus auf diese nahm nach dem ersten Drittel relativ stark ab, sodass die Sallys Geschwister kaum noch zu Hause waren und damit kaum noch eine Rolle gespielt haben, was ich persönlich sehr schade fand. Auch ihre Mutter war zwar ein spannender Charakter, doch insgesamt etwas zu flach ausgearbeitet. Das Buch ließ sich zwar gut lesen und der Schreibstil von Anne Freytag war wie immer wirklich gut und hätte ich eine emotionalere Verbindung zu den Figuren verspürt, hätte mich das Buch vermutlich auch mehr abgeholt. 

Fazit

Leider konnte mir dieses Buch nicht ganz so viel geben, obwohl es durchaus viel Potenzial und auch einige süße Szenen hatte. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass es eine etwas jüngere Zielgruppe sehr viel mehr bewegt und wichtige Botschaften vermittelt!

Kategorie: Zwischendurchlektüre


Bemerkung

An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich beim *One-Verlag für das Bereitstellen dieses Rezensionsexemplars bedanken.

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